Universitätsbibliothek Bern UB

Alte Drucke und Rara

Biographie und Schenkung Hollis

Sir Thomas Hollis wurde 1720 als einziges Kind wohlhabender Kaufleute in London geboren und erbte früh das Familienvermögen. Nach dem Abschluss von Schule und College begann er ein Studium der Jurisprudenz, das er jedoch nach acht Jahren ohne Abschluss beendete. Hollis lebte bis zum seinem Tod Anfang 1774 vom Erbe seiner Familie und ging keinem Beruf nach. Er blieb ledig und kinderlos. Die standesgemässe Bildungsreise führte ihn von 1748 bis 1753 auf den europäischen Kontinent, u.a. in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr nach London suchte der Republikaner nach einer Möglichkeit der politischen Einflussnahme – und fand sie in öffentlichen Bibliotheken. 1754 begann er systematisch Bücher an ausgewählte europäische Bibliotheken zu verschicken. Hollis stellte die Büchergeschenke damit in den Dienst seiner politischen Ideen und hoffte auf ihre Verbreitung durch die Bibliotheken auf dem Kontinent. Er war ein Verfechter eines säkularen Staates und ein Anhänger der englischen Aufklärung, der despotische Regimes ablehnte und Kritik an der katholischen Kirche übte. Nach der Ausweisung Jean Jacques Rousseaus aus dem Kanton Bern 1765 endete Hollis‘ Begeisterung für Bern und er verfasste empört anonyme Artikel gegen die Berner Regierung in englischen Zeitungen.

Hollis grösstes Büchergeschenk ging an das Harvard College (ca. 1'200 Bände), seine zweitgrösste Schenkung ging an die Stadtbibliothek Bern. Durch die Vermittlung von Jean-Rodolphe Vautravers kamen zwischen 1758 und 1765 (1. Schenkung 1758: 18 Bücher, 2. Schenkung 1765: 379 Bücher) über 400 Bände nach Bern, der Schenker selber blieb bis zu seinem Tod anonym. Thematisch beschäftigen sich die Werke der Sammlung gemäss den Interessensgebieten des Schenkers zu je einem Drittel mit Politik, Theologie oder anderen zeitgenössischen Bildungsbereichen. Die überwiegende Mehrheit der Schriften stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Die bibliophile Sammlung lässt sich an der einheitlichen Ganzleder-Bindung erkennen. Die einzelnen Bände tragen häufig eine handschriftliche Widmung und sind mit Notizen von Hollis versehen.