Vitruv visuell

Nach der Wiederentdeckung der Vitruv-Handschrift werden in Italien im späten 15. Jahrhundert erste Druckausgaben verlegt. Die frühen Vitruv-Editoren sehen sich allerdings mit dem Problem des Bildschmucks konfrontiert, da die antike Handschrift keine Abbildungen aufweist. In Venedig erscheint 1511 der erste bebilderte Vitruv-Druck des Dominikaners und Architekten Fra Giocondo (Signatur: MUE Bong IV 896) mit 140 Holzschnitten.

Im Jahr 1521 folgt in Como eine lateinisch-italienische Ausgabe des Architekten Cesare Caesariano mit 117 Holzschnitten (Signatur: MUE Hospinian 1).

Der Humanist Jean Martin besorgt 1547 die erste französische Übersetzung unter dem Titel Architecture ou art de bien bastir (Signatur: MUE Bong IV 784:1).

Der Vitruvius Teutsch des Arztes und Architekten Walther Ryff wird 1548 in Nürnberg gedruckt und erlebt einige Neuauflagen (Signatur: MUE Rar alt fol 809).

Auch der lateinische Urtext wird immer wieder neu aufgelegt und kommentiert: Eine der schönsten Editionen stammt vom venezianischen Adeligen Daniele Barbaro aus dem Jahr 1567, der die Abbildungen seines M. Vitruvii Pollionis de architectura libri decem (Signatur: MUE Bong IV 785) durch den Paduaner Architekten Andrea Palladio anfertigen lässt.