Liederliche und unfreundliche Bibliothekare

Der Zugang zu Büchern und Zeitschriften brachte von Beginn an administrative Aufgaben mit sich. Wenn auch zuerst als Lesezirkel konzipiert, legte die Lesegesellschaft im Grunde genommen die Grundzüge bibliothekarischer Arbeit fest: Erwerbung, Katalogisierung, Ausleihe und … Sitzungen. Zudem mussten strikte Regeln vor Ort durchgesetzt werden: Alkoholische Getränke waren nicht erlaubt, bloss Tee und andere «Raffraîchissements». Die Raucher wurden ins Kaminzimmer verbannt. Ab 1797 entschied die siebenköpfige Bücherkommission der Lesegesellschaft regelmässig über den Bücherankauf. Autonomie und Kontinuität prägten die Vereinstätigkeit.

In der Museumsgesellschaft hatte man es zeitweise auch mit «liederlichen und unfreundlichen Bibliothekaren zu thun». Es tauchten anrüchige oder frivole Zeitungen und Bücher in der kuratierten Auswahl auf, und die Zeitungen wurden nicht pünktlich aufgelegt. Im Jahr 1890 erleichterte ein Bibliothekar die Kasse um 2'160 Franken, um sich damit nach Amerika abzusetzen.  Berichtet wird von beschmierten Zeitungen mit herausgerissenen Seiten und von verschwundenen Bücher. Ein Hund störte, Mäntel wurden gestohlen, Hüte verwechselt – jemand musste eines Tages sage und schreibe baren Hauptes nach Hause zurückkehren.

Das «Literarische Comité» entschied über die Ankäufe. Im ersten Jahr wurden 69 Zeitungen und 145 Zeitschriften im Lesezimmer aufgelegt. Nach und nach kamen aber auch Bücher hinzu: Zehn Jahre nach der Gründung stand bereits eine Bibliothek mit 4'000 Bänden zur Verfügung, bestehend aus Geschenken und eigenen Anschaffungen. Blättern Sie in einem Verzeichnis von 1892 auf e-rara

Erstausgabe. Gottfried August Bürger: Abenteuer des berühmten Freiherrn von Münchhausen, Solothurn: Jent und Gassmann. Diese Ausgabe ist mit 16 Radierungen von M. Disteli illustriert. In Kapitel 11 reitet Münchhausen auf einer Kanonenkugel im russisch-türkischen Krieg, um eine Festung am Schwarzen Meer auszuspionieren.