Vielerlei Druckaufträge

Alltagsdrucke stellen Archive und Bibliotheken vor grosse Herausforderungen. Die Konservierung und die Erschliessung dieser Sammlungen sind aufwendig, die Inhalte aber nicht selten Schätze von grosser kulturhistorischer Bedeutung – ungeöffnete Zeitkapseln gewissermassen.

Die Sammlung Druckbelege Haller besteht aus mehreren tausend Belegen von Aufträgen, die die Druckerei Haller zwischen 1800 und 1859 für Privatpersonen, Handel und Gewerbe sowie Staat und Kirche ausführte. Ludwig Albrecht Haller (1773-1837) und später sein Sohn, Bernhard Friedrich Haller (1800-1871) liessen in ursprünglich etwa 200 Folianten Belege all ihrer Druckaufträge ablegen: Darunter befanden sich Zirkusplakate, Tabakverpackungen, Amtsschriften, Visitenkarten, Klopfzettel, Formulare, Geschäftsreklamen, Preislisten, Bietkarten, Gelegenheitsgedichte, Verbote und Grabinschriften und Werbeanzeigen.

Wie oder wann die Sammlung in die damalige Stadtbibliothek Bern (heute Universitätsbibliothek Bern) kam, ist nicht bekannt. Oberbibliothekar Hans Bloesch (1878-1945) entdeckte die über hundert dicken Bände mit den eingeklebten Druckbelegen in den 1920er-Jahren. Er erkannte ihre kulturhistorische Bedeutung, ordnete einen Teil der Belege nach inhaltlichen Kriterien und publizierte dazu. Der grösste Teil der Sammlung blieb in der ursprünglichen Form der Folianten erhalten. Nahezu 100 Jahre später, von 2017 bis 2019, wurden die Druckbelege erschlossen, konserviert, teilweise digitalisiert und stehen nun der Wissenschaft zur Verfügung.