Jenseits des Markts

In den letzten zwei Jahrzehnten erlebte die Produktion unabhängiger, verlegerischer Formate einen starken Aufwind. Jenseits von Buchhandelsliteratur und den Rezeptionsgewohnheiten und Inszenierungszyklen des Romans entstand ein feines Gewebe literarisch-künstlerischer Werke und editorischer Ausdrucksformen, die – oftmals interdisziplinär –  Gattungen neu belebten oder erst entstehen liessen.

Visuelle Poesie, Asemic Writing, Concrete Poetry, Assemblagen, Fluxus- und andere Literarische Objekte, Algorithmische und Digitale Dichtungen, Appropriationen, Korpuspoetiken, Experimentelle Lyrik und Prosa sind Subgenres und Schlagworte einer avantgardistischen, aber marginalisierten Textproduktion, die oft durch und im Zusammenhang ebenso zielstrebig wie abseitig formulierter Verlags- und Editionskonzepte existieren. Die Druckerzeugnisse sind oftmals rar, das Material erschwinglich, aber ephemeren Charakters.

Vor zwei Jahren beschloss die Universitätsbibliothek Bern Bestandesaufbau auch in diesem weniger ausgeleuchteten Feld zu betreiben. Neben Sammlung, Erschliessung und Vermittlung solcher Materialien gehören auch die Beobachtung der Szenen und die Abbildung neuer Entwicklungen dazu. Einen vermittelnden Anfang macht diese Ausstellung, die zunächst das Augenmerk auf die Breite des Felds richtet, die Vielfalt der Ansätze aber allenfalls erahnen lassen kann. Eine systematische und theoretische Bearbeitung des Korpus muss noch geleistet werden –  ein sicher lohnendes Feld text- und literaturwissenschaftlicher Betätigung.