Vom Reisen im Osten

Die Sondersammlung Rossica Europeana gibt Einblick in das Reisen nach und in Russland von der früheren Neuzeit bis zum Ersten Weltkrieg. Die Reiserouten folgen dabei dem territorialen Wachstum des Russischen Reiches, das sich zunächst nach Süden und dann vor allem nach Osten ausdehnte. Waren die ersten Reisenden vor allem auf diplomatischer Mission im Moskauer Reich unterwegs, folgten ab dem 18. Jahrhundert zahlreiche wissenschaftliche Forschungsreisen und Expeditionen. Im 19. Jahrhundert ermöglichte die Verbesserung des Verkehrsnetzes einfachere, komfortablere und günstigere Reisen nach und durch Russland.

Neben Sigismund Herberstein zählt Adam Olearius (1599-1671) zu den frühen Russlandreisenden, die während Generationen die westliche Wahrnehmung des Moskauer Reichs prägten. Olearius reiste wie viele andere auf dem Wasserweg durch das Moskauer Reich: von der Moskva über die Oka zur Wolga und dann weiter bis nach Astrachan ans Kaspische Meer. Von dort führte ihn seine Reise – trotz Schiffbruch – nach Persien und schliesslich wieder heil zurück nach Schleswig. Die Carte du voyage de Moscovie ( e-rara) zeugt davon.

Im 19. Jahrhundert wurde das Reisen für die oberen, später auch für breitere Schichten alltäglicher. So entstand eine Gebrauchsliteratur an Reiseführern, Fahrplänen oder Sprachführern, die sich sowohl an ein westeuropäisches als auch an ein zunehmend mobileres einheimisches Publikum richteten. Im abgebildeten «Dollmetscher» aus dem Jahr 1813 «zur leichten Verständlichung in dringenden Fällen» finden sich nützliche Sätze für alle Lebenslagen, etwa: «Morgen früh sattle mein Pferd und führe es vor!»

Nach wie vor blieben die Wasserwege für die Mobilität wichtig. Ab den 1860er Jahren nahm die Dampfschifffahrt auf der Wolga Aufschwung. Die Passagierschifffahrt und der Lastenverkehr profitierten dabei vom Anschluss an neue Eisenbahnlinien zum Weiterreisen in andere Teile Russlands. Auf der Abbildung aus einem Wolga-Reiseführer, Monastyrskij: Illjustrirovannyj sputnik po Volgě, liegt der Raddampfer «Kolorado» in in Nižnyj Novgorod vor Anker.