Geschichte
Die Geschichte des ersten profanen Bibliotheksgebäudes der Schweiz
Im Westflügel des Barfüsserklosters werden zwischen 1533 und 1535 die Buchbestände der Lateinschule, des Chorherrenstifts und der aufgehobenen Berner Klöster zur «Liberey» der Hohen Schule zusammengeführt. Der Bücherbestand wächst v.a. durch Schenkungen von privaten Gelehrten oder der Professoren der Hohen Schule wie z.B. Arthopoeus (Niklaus Pfister) oder Johannes Fädminger.
Franziskaner/Barfüsserkloster im Sickingerplan 1603/1607
1632 erhielt die Bibliothek die Sammlung des Diplomaten und Humanisten Jacques Bongars (1554-1612). Mit über 3000 Bänden vergrösserte sich der Bestand der damaligen Bibliothek mehr als um das Doppelte.
Jacques Bongars (Burgerbibliothek Bern)
Von 1787 bis 1794 bauen Niklaus Sprüngli und Lorenz Schmid das Ankenwaag-Kornhaus zur Bibliothek um. Bern hat damit die erste profane Bibliothek der Schweiz mit einem eigenen Gebäude.
Blick vom Münsterturm gegen Westen auf die Berner Altstadt von 1894. Das Bibliotheksgebäude (rechts im Bild) ist bereits um den ersten Teil des Ostflügels erweitert. (Burgerbibliothek Bern)
Der heutige Schultheissensaal wurde prunkvoll eingerichtet.
Der Schultheissensaal
Die Marktlauben und Säumerställe im Erdgeschoss hob man 1803 auf und die Öffnungen zur Laube hin wurden zugemauert.
1860 bis 1863 wurde die Bibliothek gegen Osten (Münstergasse 61) durch Gottlieb Hebler angebaut.
1887 wurde die Bibliothek in eine Stadt- und eine Hochschulbibliothek aufgeteilt. Eduard v. Rodt. realisierte den Anbau nach Westen (Münstergasse 63) von 1904 bis 1905.
1909 brach man die Bibliotheksgalerie von Niklaus Sprüngli ab. Die Fassade der Galerie steht seit 1911 als Brunnenfassade auf dem Thunplatz.
1951 wurde die Stiftung Stadt- und Universitätsbibliothek Bern (StUB) durch den Kanton Bern, die Burgergemeinde Bern und die Einwohnergemeinde der Stadt Bern gegründet. Gleichzeitig erfolgt die Gründung der Burgerbibliothek Bern, die die Handschriften- und Graphikabteilungen der alten Stadtbibliothek übernimmt.
In den 60er-Jahren wurden im ehemaligen Weinkeller die ersten Rollgestellanlagen der Schweiz installiert.
Ein weiterer, grösserer Umbau fand von 1968 bis 1974 durch Peter Grützner und Walter Bürgi statt. Unter anderem wurde der Hofgarten mit fünf Untergeschossen unterkellert.
Unterirdische Magazine
Von 2007 bis 2009 schlossen die Stadt- und Universitätsbibliothek (StUB, neu Zentralbibliothek) und die universitäre Bibliotheken zur Universitätsbibliothek Bern (UB) zusammen.
Die letzte umfassende Sanierung fand von 2014 bis 2016 statt. Das Bibliotheksgebäude an der Münstergasse 61/63 wurde während 2.5 intensiven Jahren in vielen Teilen umgebaut, vollständig saniert und unter dem neuen Namen Bibliothek Münstergasse im Mai 2016 wiedereröffnet.
Bauherrschaft: Burgergemeinde Bern
Investitionen: 37,3 Millionen Franken
Architekten: alb architektengemeinschaft ag, Bern
Literatur
- Engler, Claudia, Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, in: Handbuch der historischen Buchbestände der Schweiz, Bern 2003
- Schatzkammern. 200 Jahre Bücher, Handschriften und Sammlungen im Gebäude an der Münstergasse 61-63. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 56 (1994), 161-252
- Michel, Hans A. Das wissenschaftliche Bibliothekswesen Berns vom Mittelalter bis zur Gegenwart. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 47 (1985), 168-234
- Bibliotheca Bernensis 1974. Festgabe zur Einweihung des umgebauten und erweiterten Gebäudes der Stadt- und Universitätsbibliothek und der Burgerbibliothek Bern am 29. und 30. August 1974. Bern, 1974
- Bloesch, Hans (Hrsg.): Die Stadt- und Hochschulbibliothek Bern. Zur Erinnerung an ihr 400jähriges Bestehen und an die Schenkung der Bongarsiana im Jahr 1632. Bern: Gustav Grunau, 1932